SPD-Kreisverband Tuttlingen

SPD-Kreisverband Tuttlingen

Feministische Außen- und Entwicklungspolitik

Das Konzept der feministischen Außenpolitik eröffnet eine neue Sichtweise auf Fragen der Sicherheit: weg vom rein militärischen Denken hin zu einem erweiterten Fokus, der neben dem Kriegsgeschehen auch die Zivilbevölkerung berücksichtigt: Frauen, Männer, Kinder, Alte, Kranke. Eine feministische Außenpolitik setzt unter anderem darauf, soziale, gesundheitliche und ernährungspolitische Kriegsfolgen mitzudenken und Frauen viel mehr als bislang an Friedensgesprächen zu beteiligen.

Hellmut Dinkelaker (l.) und Dieter Müller (r.) spenden mit Hilfe des Ortsvereins an den Tafelladen.
Willy-Brandt-Medaille für Dieter Müller und Hellmut Dinkelaker

Die Willy-Brandt-Medaille ist die höchste Auszeichnung, die die SPD verleihen kann. Mit ihr werden Mitglieder ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise um die Sozialdemokratie verdient gemacht haben. Der Tuttlinger Ortsverein der SPD hat nun gleich zwei Willy-Brandt-Medaillen im Rahmen ihres Sommerfests verliehen. Übergeben wurden die Auszeichnungen von der Bundestagsabgeordneten Derya Türk-Nachbauer (Bad Dürrheim), die ehrfurchtsvoll betonte, dass dies das erste Mail sei, dass sie während ihrer Amtszeit eine so hochrangige Auszeichnung verleihen dürfe.

Stadtarchivar Martin Häfner gibt Einblick in vergangene Zeiten unserer Stadt.
Unterwegs im Verborgenen

Die SPD Trossingen besichtigte die alte Bunkeranlage unterhalb des Gymnasiums und der Realschule. Vatche Kayfedjian und seine Parteigenossen liesen sich von Martin Häfner, dem

Trossinger Stadtarchivar, führen.

Für Katastrophenfälle und ABC-Eingriffe wurden in den 1960er-Jahren unter dem Zivilschutzprogramm zahlreiche Schutzanlagen gebaut – unter anderem die 8000 Quadratmeter große Anlage unter Gymnasium und Realschule. Die Decke des Schutzbunkers ist circa 80 Zentimeter dick aus Stahlbeton. Mehr als 500 Patienten hätten hier im eingerichteten Hilfskrankenhaus Platz finden können, für circa 2100 Menschen hätten hier Schutz finden können, auch wenn die Anlage nicht direkt als Schutzraum konzipiert war.

An massiven Türen steht noch heute, welche Funktionen die Räume hatten; von OP-Säälen bis zum Fäkalienraum war hier alles

untergebracht. Auf drei Ebenen verteilt befinden sich circa 72 unterirdische Räume mit noch zum Teil sichtbarer Ausstattung. Läuft man so durch die Flure, lässt es sich leicht verlaufen:

fluoreszierende Wandstreifen dienen als Orientierung im Dunkeln, neue Beschriftungen weisen Besuchern den Weg in den sonst gleichförmigen Fluren.

Heute jedoch dienen die Räumlichkeiten als Lager für das Stadtarchiv sowie für das Gymnasium und die Realschule, die hier Tische, Stühle und vieles mehr sowohl lagern als auch archivieren. Als Schutzanlage ist sie unbrauchbar geworden. Bauarbeiten an den Schulen haben sowohl für Wassereinbruch als auch für die Zerstörung des ABC-Schutzes gesorgt. Die Bunkeranlage wurde offiziell entwidmet, Einrichtungsgegenstände wurden zum Teil weitergenutzt. So zum Beispiel die Betten, die in der Fritz-Kiehn-Halle 1989 für Flüchtlinge aufgestellt wurden. Medizinisches Equipement ging als Geschenk nach Namibia.

Martin Häfner ermöglichte der SPD einen Einblick ins Stadtarchiv. Dieses befindet sich seit 2004 in den unterirdischen Räume. Begeistert zeigte er ein altes Fundbuch, mit dem alte Archevalien gefunden werden können. Sie sind in Trossingen nur bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges zu finden. Alles zuvor wurde durch diesen Krieg zerstört. Herzstück ist hier das

Zeitungsarchiv. Große, schwarze Folianten, in denen die Trossinger Zeitung gebunden ist, lagern hier. Aus den alten Zeitungen lässt sich besonders gut die politisch aufgeheizte Lage herauslesen, wie in Beispielen aus den 20er und 30er-Jahren. Auch die Gleichschaltung 1933 wird in der Trossinger Zeitung sichtbar. Gemeinderatsprotokolle belegen das aggressive Vorgehen gegen SPD-Parteianhänger. Sie kamen ins sogenannte Schutzhaftlager Heuberg; Veranstaltungen wurden überwacht.

Vatche Kayfedjian schlug zum Abschluss vor, „dass es vielleicht gut von der Stadt wäre, hier jährlich solche historischen Rundgänge den Bürgern anzubieten.“ Um so aufzuzeigen, was hätte nötig sein können, und wovon wir hoffen, dass es nie nötig sein wird.

Beim Rundgang durch die Einrichtungen wird den Parteigenossen klar: Ohne Sozialwerk ginge hier nichts!
Besuch beim Sozialwerk - Stefan Manger ist neuer Geschäftsführer

Das Trossinger Sozialwerk hat einen neuen „Hauptamtlichen“, der die Geschäfte der Organisation übernimmt – Stefan Manger. Die SPD Trossingen informierte sich bei ihm, Romy Glaßmann und Petra Stoll über die aktuelle Situation und die Arbeit des Sozialwerks.

Ein Teil des Besuchs war die „Villa Kunterbunt“, durch die die Kindergartenleiterin Petra Stoll führte. Hier gibt es Ganztages- und Regelgruppen, in die die Kinder gebracht werden können. Sechs bis sieben Erzieherinnen sind für die Kinder da. Doch die „Villa Kunterbunt“ hat dabei mit einem personellen Engpass zu kämpfen – drei Erzieherinnen fehlen, dabei verließ seine Erzieherin die Einrichtung, die für die Sprachförderung zuständig war. Daher steht das Angebot momentan auch nicht zur Verfügung. Die SPD bedauert diesen Verlust. Angesichts der Corona-Pandemie kamen erschwerend mehrmals wöchentliche Testungen hinzu, die seit Ostern weggefallen sind; wegen eines Ausbruchs bei Kindern und Erzieherinnen musste auch schon einmal zehn Tage lang geschlossen werden. Im Allgemeinen sei der Rückstand durch Schließungen und Home-Schooling bei den Schülern bemerkbar, insbesondere bei Zweitklässlern, die in der ersten Klasse kaum wirklich Schulunterricht hatten und in der zweiten nur bedingt.

Die außerschulische Betreuung an der Rosenschule wird ebenfalls vom Sozialwerk betrieben. 180 Kinder sind momentan in der Ganztagesbetreuung. Die Koordinatorin ist Romy Glaßmann, die erklärt, dass montags bis donnerstags zwischen 11:30 Uhr und 16 Uhr die Betreuung stattfindet, in der vor allem individuelle Lernzeit, Hausaufgabenbetreuung und das Arbeiten in Arbeitsgemeinschaften vorgesehen sind. Um die Mittagszeit gibt es auch ein Mittagessen, das vom Bethel oder dem Dr. Karl-Hohner-Heim geliefert wird. Für 4,50 Euro erhalten die Kinder so auch eine warme Mahlzeit.

Stefan Manger präsentiert in einer anschließenden Gesprächsrunde die weiteren Angebote des Sozialwerks. Dazu gehören beispielsweise die Nachbarschaftshilfe, Essen auf Rädern sowie die Familien- und Haushaltspflege. Weitere wichtige Aufgabe ist es, die Sicherstellung einer verlässlichen Grundschule an allen drei Einrichtungen in Trossingen und Schura zu gewährleisten. Stefan Manger wurde wegen der immer mehr werdenden Aufgaben, nach dem Beschluss der Stadt Trossingen, als hauptamtlicher Geschäftsführer eingestellt. SPD-Ortsvereinsvorsitzender und Gemeinderat Vatche Kayfedjian fragte abschließend: „Gibt es denn Wünsche an uns Gemeinderäte?“ Stefan Manger erwiderte, dass Erzieherinnen immer gerne an das Sozialwerk vermittelt werden können und erwähnte die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt. Ebenso wären Veranstaltungsräume eine sinnvolle Investition, wo beispielsweise die Seniorenarbeit stattfinden könnte. Vatche Kayfedjian und seine Parteigenossen versprechen dem Sozialwerk, sich mit allen ihren Möglichkeiten für das Sozialwerk einzusetzen. „Wir möchten dem Sozialwerk einen großen Dank aussprechen, da ohne die Arbeit, insbesondere ohne die der Ehrenamtlichen, viele von diesen wichtigen Angeboten nicht realisierbar wären“, so Kayfedjian.

Gemeinwohl in der Kommunalpolitik

Der Ortsverein der SPD Tuttlingen veranstaltet am Dienstag, 5. April ab 18 Uhr einen Informationsabend zum Thema Gemeinwohlökonomie. Marius Schöndienst von Breinlinger Ingenieure wird den GWÖ-Bilanzierungsprozess im Unternehmen erläutern. Die Veranstaltung findet im Brenz-Saal im evangelischen Gemeindehaus, Gartenstr. 1, statt. Die Teilnahme ist kostenlos und steht allen Interessierten offen.

Mitglieder des Ortsvereins Trossingen nutzten die Gelegenheit, einige Produkte direkt einzukaufen.
Mit Kühen sprechen für besseren Käse - ein Besuch auf einem Biohof

Was soll gutes Fleisch kosten? Über diese Frage und weitere Aspekte der Tierhaltung und Produktion tierischer Erzeugnisse konnte sich die SPD Trossingen bei ihrem kürzlichen Besuch auf dem Untermühlbachhof, eine Biolandwirtschaft, die dem Demeter- und dem Biolandverband angehören.

Hans Hartwig Lützow, studierter Tropenlandwirt und einer der Mitgründer, empfing die zahlreichen SPD-Mitglieder um die Gemeinderäte Vatche Kayfedjian und Dieter Görlich sowie Gemeinderatsmitglied Simon Mayer. Drei Familien leben und arbeiten auf dem Hof. Milchkühe, Zugochsen, Zuchtbullen, Mastschweine, Hühner und Schafe leben hier. Zehn Hektar Acker- und 15 Hektar Dauergrünland gehören zum Untermühlbachhof, der mit dem Mathislehof zusammengehört.

Zu Beginn ging es in den Kuhstall. Lützow bezeichnet es nicht als Besuch, sondern als „Begegnung“, als die SPD-Besucher sich die Lebensumstände und die Kühe selbst anschauten. Kälber werden hier großgezogen, leben auf freien Wiesen in einem respektvollen und gefühlvollen Umfeld von Menschen, bis hin zur Schlachtung. Lützow erzählt, dass die Kühe nur in den Melkstand kämen, wenn seine Frau sie riefe. Sie rede auch mit jedem Tier, fragt beispielsweise „Wie war dein Tag?“. In Tieren löst diese Beziehung ein hohes Wohlbefinden und ein Gefühl von Sicherheit aus – wiederzuerkennen ist dies im Endprodukt: Milch und Käse seien geschmacklich erwiesenermaßen anders, weil durch solche Methoden Stress minimiert wird – die Produktqualität wird maximiert. Kühe dürfen nicht das Gefühl haben, unter Zwang Milch abgeben zu müssen.

Anschließend wurde der Schweinestall besucht, in dem 15 bis 20 Schweine, darunter viele Ferkel, leben und herumtoben, herumrennen und wohl zufrieden grunzen. Vor der Begegnung mit Menschen haben Lützows Schweine keine Scheu, wie es für Schweine sonst typisch ist. Hier bedeutet der Mensch keine Gefahr für sie. Mit zehn Monaten erreichen die Schweine 100 bis 120 Kilogramm – Industrieschweine erreichen dies schon nach vier Monaten, keine Bewegung, schlechte Ernährung und die Profitmaximierung liegen dem zugrunde, für ein Schwein gänzlich ungesund.

Das Ergebnis einer solch tierfreundlichen Haltung, man möchte es beinahe Zusammenleben nennen, schlägt sich in den Produkten nieder. „Ein Genuss für den Gaumen“, so Vatche Kayfedjian und seine Mitgenossen bei der Käseprobe – Bergkäse verschiedener Reifungen, Schnittkäse und Frischkäsevariationen werden von den Landwirten produziert, genauso wie Wurst und Fleisch. Im Gewölbekeller liegen circa zwei Tonnen Käselaibe zum Reifen, zehn bis zwölf Liter Milch brauche es für einen Laib, so Lützow. Immer mehr begriffen die SPD-Mitglieder, dass Respekt und Begegnung für und mit den Tieren statt Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen.

Dafür kostet das Kilo Bergkäse 25 Euro, das Kilo Hackfleisch 20 Euro. „Möchte ich Fleisch und Wurst essen, damit ich keinen Hunger mehr habe, oder esse ich mit Bewusstsein, möchte die Begegnung, Respekt äußern und wissen, dass das Tier wertgeschätzt und gut behandelt wurde?“, stellt Vatche Kayfedjian die Frage. Mit Kopf oder mit Herz und Seele? Für Hans Hartwig Lützow und seine Mitstreiter zählen ganz klar Herz und Seele. Und so sollte auch der Konsum ausgerichtet sein. „Gutes Fleisch und guter Käse dürfen so viel Kosten“, sind sich die SPD-Mitglieder einig, die direkt auch einige Einkäufe mit nach Hause nahmen.

Dem Vorsitzenden Vatche Kayfedjian wird immer klarer, weshalb Hans Hartwig Lützow anfangs ihn und dessen Gäste fragte, ob sie sich aus Kopfsache oder aus Herzensangelegenheit für einen Besuch entschlossen. Der Konsum von tierischen Produkten sollte keine Kopfsache sein, Herz und Verstand sollten herrschen, heißt konkret beispielsweise: weniger Fleisch, dafür sich besseres leisten und mit dem Konsum mit Verstand und Respekt umgehen. Simon Mayer bekennt sich als praktizierender Veganer und ist Mitbegründer eines Tierschutzvereins. Für ihn ist klar: „Die Landwirtschaftspolitik muss reformiert werden. Dieser Biohof ist ein Vorbild für nachhaltige Landwirtschaftspolitik“, so Mayer.

Wer ebenfalls an einer Besichtigung und einer Begegnung mit zufriedenen Tieren interessiert ist, kann an einer Führung über den Hof teilnehmen. Und wem das nicht reicht, werden Ferien im „Hüsli“, einem alten Speicher, im Ambiente einer liebevoll restaurierten Ferienwohnung ermöglicht, in der bis zu zehn Personen Urlaub auf dem Bauernhof machen können.

twitter